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Die neue Masche der Autoknacker
Laptops, Bargeld oder Smartphone liegen offen im Auto herum. Dadurch werden sie gerne zur Beute von Dieben. Ein Video zeigt, wie dreist Diebe Autos knacken.
Ein verhüllter Mann schleicht mit Kabeln den Hauswänden entlang. Systematisch tastet er mit ausgebreiteten Armen und herunterhängenden Kabeln die Fassade ab. Offensichtlich sucht er etwas. Das ertappende Videomaterial stammt aus der Nähe von Braunschweig (D). Ein besorgter Bürger hat die Aufnahmen seiner Überwachungskameras auf Facebook geteilt, um seine Mitmenschen zu warnen. «Wir hatten heute Nacht, gegen 1:30 Uhr, Besuch am Haus von einem sogenannten Signalfänger. Die Jungs sind meistens auf der Suche nach Funksignalen von Schlüssellosen Autos», schreibt er zu den Aufnahmen.
Nur einer von 20 Neuwagen sicher
Was der deutsche Hausbesitzer beschreibt, funktioniert. Der Touring Club Schweiz (TCS) hat zusammen mit dem ADAC, seinem deutschen Pendant, 567 Neuwagen getestet. Das Resultat: bis auf 29 Autos liessen sich alle mit dem vom ADAC selbst gebastelten Reichweitenverlängerer öffnen. Das heisst, nur 5 Prozent der Neuwagen sind sicher. Betroffen sind Fahrzeuge mit bequemer Keyless-Funktion, bei welcher die Türe entriegelt, ohne dass die Besitzerin oder der Besitzer den Schlüssel aus der Handtasche oder dem Hosensack nehmen müssen.
Die Autoknacker fangen mit Antennen das Funksignal dieser Schlüssel auf und verlängern es mit Verstärkern um mehrere hundert Meter bis zum Partner, der neben dem Auto steht. Dieser hält die Hand an den Sensor oder drückt den Knopf in der Tür und entriegelt unauffällig den Wagen. Der Schlüssel liegt währenddessen auf dem Schuhkästchen im Hauseingang und keiner im Haus schöpft Verdacht. Das Equipment für ihre neuste Masche besorgen sich die Autoknacker ganz legal im Elektronikfachgeschäft – für gerade mal 100 Franken.
Signalfänger auch in der Schweiz?
In einigen Schweizer Kantonen hat die Zahl der Einbrüche in Fahrzeuge dieses Jahr massiv zugenommen. Allein im Kanton Bern kam es innerhalb von nur 30 Tagen zu 200 Vorfällen. 270 Diebstähle verzeichnete der Kanton Aargau seit Jahresbeginn, der Kanton Thurgau deren 150. Und auch die Kantone Zürich und St. Gallen vermeldeten letztes Jahr eine deutliche Zunahme. Auf ihren Diebeszügen nehmen die Autoknacker alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Der Aargauer Polizeisprecher Bernhard Graser sagt: «Die Täter nehmen Sonnenbrillen, Kleidung, irgendwelche Jetons und gar Bonbons mit.»
Die Polizei stellt allerdings fest, dass es das komplizierte Equipment gar nicht so oft braucht. Signalfänger. «Zu oft sind Autos unverschlossen, als dass sich Kriminelle die Mühe machen müssten, Hightech-Hilfsmittel einzusetzen», erklärt Graser.
Abgeschlossen? Kontrolle ist besser!
Deshalb weisen alle Polizeistellen explizit daraufhin, das Auto immer abzuschliessen. Zudem sollen sich Besitzende durch einen Kontrollgriff versichern, dass ihr Fahrzeug wirklich verschlossen ist. Bei Keyless-Schliesssystemen deshalb immer aufs Verriegeln hören und auf das Aufleuchten der Autolichter achten. Denn die Stadtpolizei Zürich hat Anfang Jahr einen Mann erwischt, der mit einem Störsender verhindert hat, dass das Auto schliesst. Der Thurgauer Polizeisprecher Michael Roth ergänzt: «Weiter sollten Autobesitzer keine Wertgegenstände offen im Fahrzeug liegen lassen. Sonst nützt auch Abschliessen nichts, weil die Täter das Auto aufbrechen beziehungsweise die Scheibe einschlagen.»
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